Du hast nicht gelebt, wenn du nicht in Island mit einer amerikanischen Halbchinesin auf nen Berg gewandert bist, in einer heißen Quelle gebadet hast und in der Dunkelheit auf dem Rückweg im Nebel beinahe gestorben wärst. Und das kam so:
Vorgeschichte
Also. Ich war ja letztes Jahr in Chicago. Wenn man offen und kontaktfreudig durch die Gegend läuft, kann es vorkommen, dass man Leute kennen lernt. Tja, und irgendwie habe ich in Chicago meinen travelbuddy für Island aufgegabelt. :D
Oder eher sie mich.
Nun ja, manchmal muss man sich auch mal selbst überraschen. Vier Monate und hunderte Stunden obsessive Planung später gings also auf nach Island.
Warum Island?
Warum? Darum:
Man glaubt es kaum, aber ich war schon öfter in der Natur unterwegs. Aber das hier ist keine Natur, das ist Gottes Abenteuerspielplatz. Island liegt auf der Grenze zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Platte und das führt zu einigen ziemlich spektakulären Phänomenen.
Wie zum Beispiel Fissuren in der Erde, wo die Platten auseinanderdriften:
Die sehen unscheinbar aus, können aber hunderte Meter tief sein.
Oder Stränden mit schwarzem, vulkanischen Sand.
Oder Wasserfällen. Kleine, große, welche mit kaltem Wasser, welche mit warmen Wasser…
Und was kann man in Island so machen?
Island bietet eine ganze Menge Aktivitäten. Wir haben uns entschieden, einen gesunden Mix aus Touristenkram und Individualsachen zu machen. Definitiv Tourikram ist zum Beispiel die blaue Lagune.
Im Prinzip ein riesiger Outdoor-Pool mit warmen Wasser, das mit Mineralien versetzt ist. Kostet 50€ Eintritt, bietet Gesichtsmasken, ein Dampfbad und ziemlich viel Fläche zum Treiben lassen. Die ganze Anlage ist allerdings künstlich angelegt und wird von einem nahegelegenen Kraftwerk beheizt. Zusätzlich wird da gerade ein Hotel gebaut und man kann die Kräne sehen. Naja, #justtouristthings. War trotzdem eine schöne Erfahrung.
Oder Pferde streicheln! Ja, das stand eher auf Susans Bucket List, aber die Viecher sind so freundlich und flauschig, dass man sie einfach lieb haben muss.
Und was waren deine Highlights?
Äh, alles? Aber wenn ich eine Liste machen müsste:
Seljavallalaug – the abandoned pool
Ein kleines Stückchen abseits der Straße am Fuße des unausprechlichen Vulkans liegt dieser kleine Pool, der durch etwa 25 Grad warmes Wasser gespeist wird. Es gibt ein kleines Umkleidehäuschen und die Wasserqualität ist gut. Und die Aussicht ist der absolute Hammer. Ich hätte ewig da herumtreiben können. Wir waren nicht ganz allein da. Ein paar Amerikaner und Deutsche waren auch am Start.
Sich am Fuße eines Vulkans in warmen Wasser bei 3 Grad Außentemperatur über Donald Trump unterhalten: unbezahlbar.
Nachtwandern im Reykjadalur
Nicht weit von Reykjavik gibt es einen kleinen Wanderweg vorbei an diversen heißen Quellen, dessen Ziel ein Bach ist, dessen Wasser kühl genug ist, um darin zu baden. Das Wasser ist aber auch warm genug, um das im Winter zu tun.
Wir sind also kurz vor Sonnenuntergang aufgebrochen und in den aufziehenden Nebel hineingewandert. Es könnte auch eine Wolke gewesen sein.
Da oben im warmen Wasser zu sitzen, mit niemandem in der Nähe und nur dem Murmeln des Bachs im Ohr: unbezahlbar.
Und obwohl es beim Abstieg dunkel war, regnete, wir ständig ausgerutscht sind und ab und zu fast vom Berg gefallen wären, hatte ich selten auf einem Hike so viel Spaß.
Meine Reisebegleitung
Ab und zu im Leben trifft man Menschen, mit denen man sich auf Anhieb versteht. Als ich Susan in Chicago leicht angetrunken auf einer Brauereiführung kennen gelernt habe, habe ich schnell gemerkt, dass wir auf eine seltsame Weise auf einer Wellenlänge liegen. Das beruhte irgendwie auf Gegenseitigkeit, weswegen es für uns nicht wirklich komisch war, zusammen nach Island zu fahren, auch wenn wir uns kaum kannten.
Auf dieser Reise habe ich nicht nur viel über Island gelernt, sondern auch über die USA. Darüber, wie Menschen auf der anderen Seite der Welt leben und dass kulturelle Unterschiede zwar existieren, aber eigentlich nur an der Oberfläche eine Rolle spielen. Wir sind alle Menschen und wir haben irgendwie alle ähnliche Probleme.
In meinem Artikel über Chicago habe ich über die Annehmlichkeiten des allein Reisens geschrieben, aber auch das gemeinsame Reisen hat seine Vorteile. Allen voran dass man jemanden hat, mit dem man diese unglaublichen Erlebnisse teilen kann. Ich werde mich ziemlich sicher noch sehr sehr lange an diese Reise erinnern. See you sometime in Germany!
Und sonst noch?
Was, reicht das nicht? Naja, dann halt mehr Fotos:
Es gibt so viel mehr zu erzählen. Ich habe so viele schöne Erinnerungen gesammelt, habe so viel über mich und die Welt gelernt, aber das würde hier zu weit führen. Wichtig ist nur eins: Wenn du den Funken spürst, handle. Warum nicht gleich jetzt? Warum nicht einfach irgendwo hin? Warum nicht allein? Warum nicht mit jemandem den du kaum kennst? Einfach mal machen.
Wir sehen uns in 3 Monaten in Tokio.
Eine Antwort zu “Reisebericht Island”
[…] das war so: Ich bin momentan in Island und irgendwie war da dieses Schild mit dem „Puffin & Whale Menu“. 3 Gänge, […]