Tja, so schnell kanns gehen. Jetzt bin ich halt auch schon wieder zwei Tage zu Hause, hatte Zeit mich und die Fotos zu sortieren und ein bisschen zu reflektieren.
Fangen wir mit noch mehr Fotos an:
In Städten wie Chicago macht Streetfotografie so viel mehr Spaß als im langweiligen, spießigen Kiel. :) Hier gibt es nämlich auch mal ein bisschen was zu sehen. Ich hätte ewig mit der Kamera im Anschlag durch den Loop laufen können und einfach nur die Atmosphäre in mich aufnehmen können. Dabei habe ich mich aber nie überwältigt gefühlt. Durch das Schachbrettsystem und weil die Innenstadt relativ klein ist, findet man sich sehr schnell zurecht. Nach drei Tagen kannte ich mich aus.
Ich habe natürlich auch die 20$ bezahlt und stand 2,5 Stunden Schlange, um auf den Willis Tower (ex Sears Tower) zu fahren und ein paar Fotos vom höchsten Gebäude der USA zu machen.
Es gäbe natürlich so viel mehr zu fotografieren und ich habe sicher einige gute Bildmöglichkeiten nicht mitgenommen, aber whatever.
Manchmal ist es wichtiger, den Moment ungefiltert zu erleben, als durch den Sucher zu starren.
Alleine reisen.
Viele Leute (hier und da) haben mich gefragt warum ich allein reise. Für manche war das geradezu unvorstellbar. Für mich hatte allein reisen viele Vorteile:
- Ich kann machen was ich will.
4 Stunden die Impressionismusausstellung im Art Institute anschauen? Klar Mann.
Einen Tag den Jet Lag ausschlafen? Türlich.
Einfach im Millenium Park chillaxen? Aber sowas von.
Mit anderen Menschen reisen ist immer ein Kompromiss. Man findet sehr selten Leute die immer auf genau das Gleiche Lust haben wie man selbst. - Ich muss Englisch sprechen.
Ohne Ausnahme. Die Dimension Sprache hat nach etwa 48 Stunden aufgehört zu existieren. Ich war nie wirklich überzeugt von meinen Englischkenntnissen, aber jetzt frage ich mich: Warum eigentlich? Ich wäre vielleicht nicht so reingekommen, wenn ich jemanden gehabt hätte, mit dem ich auch deutsch sprechen kann. - Ich muss unter Leute.
Man kann sich allein in einem anderen Land schnell ein bisschen einsam vorkommen. In einer Gruppe neigt man dazu, unter sich zu bleiben, aber so verschließt man sich auch ein bisschen vor dem, was das Land und die Stadt für einen bereit halten.
Um nicht zu vereinsamen war ich also gezwungen, über meinen Schatten zu springen und mich mit anderen Leuten auf Englisch zu unterhalten. Und siehe da: Das funktioniert super!
Eigentlich so super dass ich es kaum glauben konnte. Die Leute in Chicago waren alle so unglaublich freundlich zu mir und man kommt sehr einfach ins Gespräch. (Vor allem wenn man kein Frühstück hatte und dann viel Bier trinkt.)
Auf diese Art habe ich viele liebe Menschen kennen gelernt. Ich weiß nicht ob das so gekommen wäre, wenn ich mit jemandem da gewesen wäre. - Raus aus der Komfortzone.
Ich bin diese Sache auch genau so aufgezogen, weil ich mir beweisen wollte, dass ich es kann. Es kann einschüchternd wirken, sich um alles selbst kümmern zu müssen, vollkommen auf sich gestellt zu sein. Aber ganz ehrlich, was soll passieren? Ich habe mir bewiesen, dass nichts Schlimmes passiert und dass ich das allein hinkriege. Für manche mag das wirken wie ein alter Hut, aber mir war es wichtig, es mir zu beweisen.
Fazit
Es gibt da eine Gefahr wenn man reist. Man will nicht mehr damit aufhören. Ich habe in dieser einen Woche so viel erlebt, so viele Eindrücke über das Land, die Stadt und vor allem mich gewonnen, dass alles hier Zuhause sich öde und grau anfühlt. Ich weiß, dieser Reisekater wird irgendwann auch wieder vergehen, aber ich habe ein bisschen das Gefühl, dass das Fernweh nicht so leicht vergehen wird.
Ich habe es mir dieses Jahr zum Ziel gemacht, mein Geld nicht in Dinge, sondern in Erlebnisse zu investieren. Chicago hat mich darin bestärkt, dass das die richtige Entscheidung ist. Nächstes Jahr dann Island Baby!
Eine Antwort zu “Chicago Pt. 2”
[…] die große Stadt kommt, habe ich mich sofort verliebt. Fotografisch habe ich die Reise drüben bei hrfotos.de verarbeitet. Aber was mir gar nicht so vorher bewusst war: Chicago ist eine der Foodhauptstädte […]